5
Apr
2017

Kassandra

Warst die edelste Frau, ganz Hellas pries dich, Kassandra.
Königstochter warst du, Trojas und Priamos' Glanz.
Hast das Kriegshandwerk früh erlernt von Penthesilea.
Und im Tempel, wie süß sangst du Athene dein Lob.

Du wärst schön, sagten sie, ebenso wie Aphrodite,
Und Apollon, der Gott, hat sich unsterblich verliebt.
So empfingst du von ihm die Gabe, selten und kostbar,
In die Zukunft zu sehn, was kaum ein Auge vermag.

Oh, so stolz war dein Sinn, vergeblich war seine Werbung,
tief gekränkt war Apoll, spuckte dir gar in den Mund.
Ach, so furchtbar sein Fluch, du solltest zwar Seherin bleiben,
Doch es wurde fortan nie deinem Wort mehr geglaubt.

Und du hast sie gewarnt, doch wollten sie es nicht hören,
weshalb Troja versank in einem grausamen Krieg.
Nach Mykene kamst du und dientest ihnen als Sklavin.
Dort erdolchten sie dich, denn du hast zu viel gewusst.

Oh, Kassandra, ich wollt, die Menschen würden dir glauben,
Lernten und würden klug, ächteten künftig den Krieg,
Wären hilfreich und gut, und endlich, endlich vernünftig.
Dann, Kassandra, ja dann wär nicht vergebens dein Ruf.
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