22
Mai
2014

Doro, Marion und ich

Heut verfasst ich einen Reim
über unser Mädchenheim,
über Marion und mich,
ja, und Doro, über dich!

Ihr zwei Mädels aus dem Pott
wart stets aufgelegt zum Spott.
Oh, ich kenne noch genau
unsern Gruß: "Komm, alte Sau..."

In ein Heim im Frankenland
hatte man uns hin verbannt,
weil wir junge Hippies warn
mit zerzausten langen Haarn.

Hinter Gittern saßen wir
ohne Haschisch, Sex und Bier.
Hostien waren reichlich da,
sangen auch das Gloria.

Arbeitsdienst im Bügelsaal.
Nazidrachen, kannst uns mal!
Hast umsonst uns angefaucht,
dass ne deutsche Frau nicht raucht.

Sonntagsgottesdienst, ein Muss,
bei Professor Hasenfuß.
Wer dagegen aufbegehrt,
ward im Waschraum eingesperrt.

Fernsehabend: Joseph Roth.
Kurz darauf: Die Glotze tot!
Qualtinger lag nackt im Bett,
das findt keine Nonne nett.

Die Klamotten im Versteck
fand die Nonne, welch ein Schreck!
Und gescheitert war die Flucht,
statt der Freiheit strenge Zucht.

Trotzdem haben wir gelacht,
übers Leben nachgedacht,
stimmten linke Lieder an,
was man nicht verbieten kann.

Jener Salesianerjung
tanzte Walzer mit viel Schwung.
Er war strebsam, ernst und fromm,
hab ihn leider nicht bekomm.

Das ist viele Jahre her.
Heute wird das Herz mir schwer,
weil du nicht mehr bei uns bist.
Eine, die man nicht vergisst.

Liebe Doro, hast jetzt Ruh,
irgendwann komm ich dazu.
Fehlt nur noch die Marion,
doch die findet uns dann schon!
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