23
Feb
2009

Fritzchen und das Meerfräulein

nymphe

Das Fritzchen fing sich Fisch ganz frisch
mit ein paar fetten Schnaken.
Bald zappelte ein Petersfisch
an seinem Angelhaken.

Das arme Fischlein bangte sehr
um sein noch junges Leben.
Es sprach: "Wirf mich zurück ins Meer,
will reichen Lohn dir geben!"

Fritzchen besaß ein weiches Herz
und leere Hosentaschen,
gab frei den Fisch trotz Magenschmerz,
wollt sich den Schatz erhaschen.

Er folgte ihm zum Meeresgrund
bis rüber zur Titanic,
tauchte vergeblich Stund um Stund,
geriet schon fast in Panik.

Da scharrte vorn am Riff ganz leis
ein Seepferd mit den Hufen.
Drauf saß ein Fräulein zart und weiß,
das hörte süß er rufen:

"Aloha, schöner fremder Mann,
bist nicht umsonst geschwommen
zu meinem Reich Poseidistan,
sei herzlich mir willkommen!

Aus schnödem Gold ist nicht der Schatz,
den du hier unten findest.
Doch war die Müh nicht für die Katz,
wenn du dich an mich bindest.

Ein Seeschloss aus Korallen rot
soll deine Wohnstatt werden.
Und küss ich dich aus Liebe tot,
gibt’s kein Zurück zur Erden."

Drauf's Fritzchen: "Liebes Meerfräulein
mit deinen grünen Haaren,
will herzlich gern dein Liebster sein,
doch bin ich unerfahren.

Gib sieben Tage Freiheit mir,
so will ich mich entfernen.
Und kehre ich zurück zu dir,
kannst du von mir was lernen.

Gib mir auch eine Auster mit
mit einer großen Perle.
Die Weiber haben Appetit
auf gut betuchte Kerle."

Das Meerjungfräulein lachte hell
und ließ ihn flink enteilen.
Das Fritzchen lief in ein Bordell,
wird heut noch drin verweilen.

(Bild: Arnold Böcklin, Meeresstille)
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