29
Mai
2009

Morgens in Berlin - Una mañana en Berlín

Prenzlberg

Der Morgen graut, die Taube gurrt,
die Stadt erwacht zum Leben.
Der Wecker schrillt, die Katze schnurrt,
sie muss sich nicht erheben!

Der Himmel ist ne dicke Wand,
drauf malen Krähen Kreise.
Hab schon ne Kippe in der Hand,
der Kaffee tröpfelt leise.

Der Müllcontainer scheppert roh,
die Katz jagt durch die Räume,
das Frauchen hastet ins Büro.
Verpufft die süßen Träume.

Die Masse quetscht sich ungestüm
in engen U-Bahn-Schächten.
Im Wagen riecht es nach Parfüm
und nach durchzechten Nächten.

Die Ampel zeigt schon wieder rot,
ich werd es grad noch schaffen.
Da fährt ein Raser mich fast tot
und die Passanten gaffen.

Ach, könnte ich ein Kätzchen sein,
ich finge große Hummeln
und legte mich ins Körbchen rein,
den Morgen zu verbummeln.

Una mañana en Berlín

La mañana amanece, la paloma arulla,
la ciudad se desentumece.
El despertador chirría, el gato ronronea,
el no tiene que levantarse.

El cielo es una pared gruesa
en la que los cuervos pintan círculos.
Ya sostengo un pucho en la mano,
el café gotea silencioso.

El contenedor de basuras tabletea fuerte,
el gato corre por las piezas,
la dueña va a la oficina a toda prisa.
Perdidos los sueños dulces.

La muchedumbre se apretuja impetuosa
en los accesos a la estación del metro.
En el vagón huele a perfume
y a noches de parranda.

El semáforo está en rojo otra vez,
conseguiré llegar a tiempo.
De repente un loco casi arolla a mí
y los transeúntes papan moscas.

Ah, si pudiera ser un gatito,
agarraría abejorros grandes
y me acostaría en la cesta
para desperdiciar la mañana.

(Bild: Berlin, Eberswalder Straße/Schönhauser Allee)
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Verkehrszeichen

Dust

Ein Mensch zieht fort von Ort zu Ort.
An einem seidnen Faden hängt
sein kleines Leben.

Am Kreuzweg fragt er sich sofort,
wie er sich ein paar Bauern fängt.
Das ist sein Streben.

Was nützt’s dem größten Krokodil,
hat es auch zehnmal Blut gerochen,
kommt es doch zahnlos angekrochen,
fällt mal der Vorhang in dem Spiel.

Der falschen Wege gibt es viel,
bis dieser kleine Mensch erkennt:
Sein Leben ist im Nu verpennt.
Was war sein Ziel?

(Bild aus: Theodoros Angelopoulos, The Dust of Time)
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