28
Mrz
2010

Sonnenstrahl

Strohhut

Am Nachmittag, so gegen Vier,
es gab grad Kaffee ohne Kuchen,
standst du auf einmal vor der Tür,
um meinen Liebsten zu besuchen.

Du trugst nen Strohhut auf dem Kopf
und strahltest über beide Ohren,
vom Wind zerzaust dein Lockenschopf,
Nullkommanix war ich verloren.

Doch war da schon der andre Mann,
der Junge, Schöne, Stolze, Kühle.
Du lachtest meine Freundin an,
schon warn wir mitten im Gewühle.

Die Freundin wollt auf Reisen gehn,
worauf sich zarte Bande lösten.
Wie gern erhörte ich dein Flehn
und küsste dich, um dich zu trösten.

Was mancher nur im Kino sah,
erlebten wir im wahren Leben:
Ne stürmische Ménage à trois!
Könnte es je was Schönres geben?

Ihn liebte ich am blauen Meer
und dich im heftigen Mistral.
Ein Kosen hin, ein Küssen her,
wir hatten nicht die Qual der Wahl.

Der Sommer ging und nahm dich mit.
"Adieu, mein Schatz, wir sehn uns wieder!"
Welk war das Laub und schwer der Schritt,
in Moll erklangen alle Lieder.

Der Stolze sprach: "Entscheide dich!"
War ihm verfallen, bin geblieben.
Und weinte trotzdem bitterlich,
als ich den Abschiedsbrief geschrieben.

Es war einmal, schon lang ist’s her,
heut lässt sich leicht darüber scherzen.
Lauf ich durchs Leben kreuz und quer,
nehm ich dein Strahlen mit im Herzen.

(Bild: Vincent van Gogh, Stilleben mit Strohhut)
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