31
Okt
2018

Annes Metamorphosen

Wer kennt denn schon die Namen all,
kennt all die Menschen, die sie tragen.
Ach, Namen sind nur Rauch und Schall,
hör ich zu Unrecht Leute sagen.

Beherzt auf Stöckelschuhen lief
einst Bipontina über Brücken,
sah, ob sie grad warn oder schief,
sah Blumen sprießen aus den Lücken.

Als Zwilling später zeigte sie
den Foren ihre zwei Gesichter,
als Mentor voller Empathie,
als Spötter und gestrenger Richter.

Die alte Leier stets von vorn,
die spielte sie zum Wohl der Sprache.
Manch blindes Huhn fand so ein Korn,
doch stieß sie oft auf eine Brache.

Die Lehren hatten einen Bart,
so lang wie der von Barbarossa.
Sie tat es auf die feine Art,
falls ihr nicht zu sehr stank die Gosse.

Das große Rom, es wurde nicht
erbaut an einem einzgen Tage,
doch Romulus, der kleine Wicht,
legte den Grundstein ohne Frage.

Es ist ein unerhörtes Thing,
dass sie die schnöde Welt verlassen.
Wer nicht aus Liebe Feuer fing,
der durfte sie zumindest hassen.

Ja, Cyparissos/Cyparis
samt all ihren Metamorphosen,
die ehre ich und sage Tschüss.
Macht euch jetzt nicht mehr in die Hosen...
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28
Okt
2018

Schnitter

Für Cyparis

Liebes! Du bist nicht mehr hier.
Ach, ich kann es noch nicht fassen,
dass du plötzlich uns verlassen.
Bliebe nur ein Teil von dir.

Einsam ist’s im Wiesengrund
ohne deine lieben Worte.
Seh ich dich am andern Orte,
wenn mir einmal schlägt die Stund?

Hilflos ist der Mensch und klein,
ohn Erbarmen ist der Schnitter,
drischt er mit der Sense drein,

klirrend wie ein Eisgewitter.
Und so wird’s auf ewig sein,
ja, ich weiß, und doch ist's bitter.

***

Segador

Amiga! Ya no estás aquí.
Todavía es como un mal sueño,
que de repente nos dejaste.
Te hubieras quedado un ratito.

Se siente solo en el prado
sin tus versos llenos de belleza.
¿Te veré en otro mundo,
cuando me llega la hora una vez?

Sin poder es el hombre y pequeño,
sin compasión es el poderoso segador,
que trilla su guadaña, tintineando
como una tormenta de hielo.
Así será por siempre y para siempre.
Sí, lo sé. Aunque es amargo.
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26
Okt
2018

Die touristische Conquista - The Tourist Conquista

Wie oft beklagen wir uns in Berlin über die vielen Touristen. Doch verglichen mit den andalusischen Städten ist Berlin, touristisch gesehen, ein verschlafenes Kuhdorf.

Tag für Tag spucken Flugzeuge, Busse und Bahnen Heerscharen von Touristen auf Andalusien aus, die die Luft verpesten, in die Städte einmarschieren, Gassen und Strände, Moscheen und Kathedralen okkupieren.

So ist das einst beschauliche Ronda inzwischen längst fest in der Hand der Busunternehmen und von Touristen überschwemmt, was der Fremdenführer dort als "überfallartig" bezeichnet.

Zum Wohl der Touristen werden Hotels aus dem Boden gestampft, Appartements dem Wohnungsmarkt entzogen, werden Wasser und Strom verschwendet, landen von den üppigen Frühstücksbuffets Unmengen von Resten auf dem Müll.

Was können wir tun? Andalusien ist herrlich, unbestritten, und seine Schönheit wollen wir Touristen gern mit allen Sinnen genießen. (Ja, ich denke sogar, meine Reise dort hin hat ein bisschen mein Leben verändert.) Doch gehört dieses schöne Land leider nicht mehr den Andalusiern, die jedoch aufgrund ihrer Armut auf den Tourismus angewiesen sind. Ein Teufelskreis.

***

The Tourist Conquista

In Berlin we often complain about the many tourists. But compared to the Andalusian cities, Berlin is, from the touristic point of view, a sleepy cow village.

Every day, planes, busses and trains spit out masses of tourists polluting the air, invading the cities, occupying alleys and beaches, mosques and cathedrals.

Thus, the once contemplative Ronda is firmly in the hands of the bus companies, flooding the town with tourists, what the guide there called "raid-like".

For the tourists’ sake, hotels are stamped out of the ground, apartments are taken from the housing market, water and electricity is wasted, and after the rich breakfast buffets, vast amounts of food is thrown on the garbage.

What can we do? No doubt, Andalusia is just gorgeous, and we want to enjoy its beauty with all our senses. (Yeah, I even think this journey has changed my life a bit.)

Unfortunately, this beautiful country is no longer owned by the Andalusians, who, however, depend on tourism because of their poverty. A vicious circle.
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25
Okt
2018

Ich liebe Andalusien

Ich liebe Andalusien! Vor allem das alte al-Andalus hat es mir angetan. Die riesige Moschee in Córdoba, mit ihren vielen Säulen aus Marmor, den kunstvoll geschnitzten Holzdecken, den bunten Fliesenornamenten. Córdoba, zur Zeit der Kalifen das Zentrum der Gelehrsamkeit in Europa, wo Menschen aller Religionen friedlich zusammenlebten - bis die katholische Isabella kam. Zugegeben, die gotischen Kirchen und barocken Kathedralen sind auch sehr schön anzusehen, abgesehen von einigen Gemälden, auf denen das Sünderblut nur so spritzt. Ich liebe die Städte mit ihren verwinkelten Gassen, mit ihren Basaren und Düften, mit Häusern und Höfen, über und über geschmückt mit Blumen. Und die Alhambra, die über Granada thront, mit ihren Brunnen und Gärten, inmitten grüner Hügel am Rand der Sierra Nevada. Die Strelizien, die Dattelpalmen und Orangenbäume, die seltene Igeltanne. Den Guadalquivir, an dessen grünen Ufern viele Vogelarten leben. Die Geburtsstätte des Flamenco, die Heimat von Seneca und Moses Maimonides, von Murillo und Pablo Picasso, von Federico García Lorca und Rafael Alberti. Ich liebe es, am Mittelmeer oder am Atlantik zu sein, wo frischer Fisch und alter Wein auf den Tisch kommen, denn in Andalusien dreht sich alles ums Essen und Trinken. Und ich liebe die leichte, fröhliche und temperamentvolle Art der Andalusier und Andalusierinnen. Wobei man nicht vergessen darf, dass Andalusien die ärmste spanische Provinz ist und als Agrarland auch sehr unter dem Klimawandel zu leiden hat.
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24
Okt
2018

Gitano

Die letzte Nacht in Málaga,
ein blasser Mond, ein warmer Hauch.
Bei weißem Wein, mit sattem Bauch
saß ich herum vor einer Bar.

Die Glocken von San Agustín
verhallten in der Dunkelheit,
und wie im Flug verging die Zeit,
ich sollte schleunigst weiterziehn.

Doch plötzlich griff das Schicksal ein,
als du mit der Gitarre kamst
und Platz zu meinen Füßen nahmst
und spieltest, ganz für mich allein.

Mit wirrem Haar und tiefem Blick
aus Augen, schwarz wie jene Nacht,
hast du mich fröhlich angelacht,
und ach, ich lächelte zurück.

Für den Moment nur ich und du
vor einer Bar in Málaga.
Ein Zauber war's, was da geschah.
Du riefst mir noch "te quiero" zu.

***

La última noche en Málaga,
una luna pálida, un aliento cálido.
Con la barriga llena y el vino blanco,
así que me senté frente de un bar.

Las campanas de San Agustín
se extinguieron en la oscuridad.
El agradable tiempo pasó volando,
ahora tendría que irme pronto.

De repente intervino el destino,
cuando viniste con la guitarra.
Sentado en las escalones,
tocaste una melodía tierna.

Con pelo confuso y miradas profundas
de tus ojos, negros como aquella noche,
así me miraste con una risa,
y yo respondí con una sonrisa.

Por el momento solo tu y yo
en frente de un bar en Málaga.
Un hechizo amoroso que pasó,
y en adios me dijiste "te quiero".
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25
Aug
2018

Freunde zu Besuch

Meine Freunde, die sind toll,
kommen hier zur Abendzeit
gut gelaunt hereingeschneit,
und kein Glas bleibt lange voll.

Und kein Mund bleibt lange stumm.
Nur wenns feine Speisen gibt,
die der Freundesmagen liebt,
lauscht man stumm dem Bassgebrumm.

Blüten, Tüten, Moscow Mule,
Kerzenschimmer, Mondenschein,
nichts fehlt mehr zum Glücklichsein
außer einem Swimming-Pool.

Morgens, wenn die Amsel singt,
noch ein letztes Glas im Stehn.
Während sie nach Hause gehn,
tanze ich ins Bett beschwingt.
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24
Aug
2018

Meinen Kollegen

Nun endlich kam der große Tag,
den ich voll Ungeduld erwartet,
seit ich ins neue Jahr gestartet,
da ich euch hab Adieu gesagt.

Mir war schon flau, ich geb es zu,
denn klar ist mir nicht erst seit heute,
ich traf ein paar besondre Leute
bevor ich mich gesetzt zur Ruh.

Denk wohl noch oft an euch zurück.
Zwar warn es keine leichten Zeiten,
ich musst um meine Rechte streiten,
doch fand ich Halt bei euch und Glück.

Die Arbeit war nicht allzu viel.
Doch was ich tat, hat mir gefallen.
Schon bald vergessen warn die Qualen
beim heimlichen Computerspiel.

Oh ja, wir warn ein duftes Team,
das Beste haben wir gegeben
und auch ein Stück von unserm Leben
für unser schönes Land Berlin.

Ich sag mal Tschüss, und macht es gut,
und kümmert euch um all die Viecher,
die vierbeinig durchs Leben kriechen.
Wünsche euch Spaß dabei und Mut!
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5
Jul
2018

Ausblick

Zwar wird es knapp mit Netto-Rente,
Konsumverzicht ist angesagt,
doch sag ich Ente oder Trente
und hab deshalb den Schritt gewagt.

Die Freiheit ruft mit süßer Stimme,
und damit schließt sich nun der Kreis.
Frei wie ein Kind, das Haar im Winde,
und welterfahren wie ein Greis,

so will ich leben viele Jahre,
die Wahrheit wählt ich statt der Pflicht.
Dann hab ich noch mit weißen Haaren
gewiss die Sonn stets im Gesicht.
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Verlorenes Paradies

Halbe Frau

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