10
Dez
2008

Fischdöner auf'm Kiez II

Armut

Ja, so ist es, ohne Wahn,
auf der schönen Reeperbahn.
Hab's zwar selber nicht gesehn,
doch gehört, das sei geschehn.

Denn mit Waffen kämpfen heute
Luden blutig um die Beute,
kennen keine "Ehre" mehr,
schießen um sich kreuz und quer.

Der im Imbiss sich geschunden,
der erhält nach vierzehn Stunden
Arbeit nur nen kargen Lohn,
und den frisst die Inflation.

In der schönen Stadt am Hafen
kann er nach der Schicht nicht schlafen,
denn sein Viertel wird saniert,
Yuppie-Szene einquartiert.

Auf dem Amt trifft er dann später
viele arbeitslose Väter,
deren Kinder müssen hungern,
vor der Armenspeisung lungern.

Bildung für die Pfeffersäcke,
Junkie auf der Straß verrecke.
Tor zur Welt, doch für die Armen
kennt der Pastor nur Erbarmen.

(Foto: Monika Zucht/Der Spiegel, Armut vor den Toren
der reichen Hansestadt: Mädchen aus Hamburg-Billbrook)
2020 mal gelesen
Lymielle - 22. Dez, 23:01

ausdrucksstark, inhaltschwer und treffend. sowas liest man eher selten, im gegensatz zu herz-schmerz-gedichten. im verlorenen paradies gibt es aber nich qualität - und bewegende texte.

Halbe Frau - 23. Dez, 02:12

Liebe Lymielle,

danke für deine gute Kritik für dieses anklagende Gedicht. Heute, an meinem Geburtstag, fühle ich mich ermutigt, diesen Weg auch in Zukunft weiter zu gehen.

Lieben Gruß
Petra
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