14
Feb
2009

Gestrandet

Tahiti

Aloha, es grüßt euch die Seeräuber-Jenny!
Dem Henker entronnen, im Beutel kein Penny,
so schlich mit den Ratten ich nachts zu nem Kahn
und heuerte morgens als Schiffsjunge an.

Auf Totenmanns Kiste die Meere bereist,
bei Sturmbö und Regen den Erdball umkreist,
ein Riff stand im Wege, der Kahn stellt sich quer,
ich schwamm um mein Leben, ein Hai hinterher.

So bin ich hier auf dieser Insel gestrandet
und merkte, ich bin bei den Dichtern gelandet:
Am Ufer empfing mich ein Graupapagei,
der schwatzte von Heine und der Loreley.

Hier bin ich, hier bleib ich, erzähl euch Geschichten,
will euch von dem Godeke Michels berichten,
von Likedeelern, Freibeutern, wilden Gesellen,
die Schiffe mit pechschwarzen Flaggen befehlen.

Paar kräftige Burschen will ich mir noch suchen
zum Bau meiner Hütte, dann werd ich nicht fluchen.
Ich will auch zum Lohne mein Lager gern teilen,
kein Pfaffe, kein Trauzeuge soll dran verweilen.

Ich reiche in Freundschaft die Hand euch zum Gruße
und schenk euren Schönen Rock, Nerze und Bluse.
Wollt ihr mir dafür einen Lorbeerkranz winden,
den werd ich ganz keusch um die Hüfte mir binden.

(Bild: Paul Gauguin, Tahitische Frau mit Frucht)
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