Renegaten
Früher gab es Bäume dort,
die keck in die Landschaft ragten.
Doch man schaffte sie bald fort,
weil sie immerzu nur fragten.
Einer durfte im Palast
von den goldnen Tellern essen.
War er einst ein lieber Gast,
ist er heut verfemt, vergessen.
Einem wies man gleich die Tür.
Als er seinen Namen nannte,
sah man ihn nur als Satyr,
ach, wie wenig man ihn kannte.
Auch ein Prinzlein war dabei,
konnte mit dem Herzen sehen.
Kriegte Haue eins, zwei, drei,
zog es daher vor zu gehen.
Von der längst vergangnen Zeit,
von dem Erbe unsrer Väter
sang die Lyra, auch im Streit,
wurde so zum Übeltäter.
Ein ganz junger Mann war er,
wandelte auf Grodeks Wegen.
Kleine Reimer hatten’s schwer,
ihnen schlug sein Spott entgegen.
Kaiser, König, Edelmann
waren ernste, strenge Richter,
proklamierten Acht und Bann,
zeigten eherne Gesichter.
Stille schwieg das Publikum,
grollend wetzte es das Messer.
Ist es erst mal kahl und krumm,
weiß es manches vielleicht besser.
Nein, die Windsbraut fand’s nicht gut,
sah das Ungewitter kommen.
Fuhr dahin auf hoher Flut
mit den Fragenden und Frommen.
Übers weite blaue Meer
segeln nun die Renegaten.
Und sind alle Fässer leer,
gibt es Sprit und Satansbraten.
(Bild: August Macke, Dame in grüner Jacke)
Halbe Frau - 15. Jan, 18:26
1027 mal gelesen
Du hast ein gutes Sprachgefühl.
Nehm mal an, du hast die Werke hier gedichtet.
Das Foto hat auch was.
Ja, die Gedichte sind alle von mir.
Das Foto zeigt mich, glaub ich, so wie ich bin.