Olympia
Olympia, du Kühle, du Kokette!
Mit rosenzartem Leib und festen Brüsten,
mit deinem frechen Mund, dem vielgeküssten,
so thronst du aphroditengleich im Bette.
Ach, wenn die Herrn Betrachter alles wüssten,
was deine Dienstmagd zu verraten hätte
und auch das Kätzchen an der Lagerstätte -
wie sehnten sie sich nach verbotnen Lüsten!
Dein Bildnis, präsentiert von einem Meister,
verstoße, hieß es, gegen gute Sitte
und sei unappetitliches Gekleister.
Doch schlich sich nachts Napoleon der Dritte,
wie mancher der moralbeflissnen Geister,
zu dir, rasch zu verjubeln die Rendite.
(Bild: Édouard Manet, Olympia)
Halbe Frau - 1. Feb, 23:22
1095 mal gelesen
deprifrei-leben - 2. Feb, 18:43
Der Schlussvers rundet das Gedicht sehr gut ab.
Halbe Frau - 3. Feb, 20:43
Ja, das Bild sorgte damals für einen großen Skandal. Das zeigt, wie verlogen die Pariser Gesellschaft zur damaligen Zeit war, denn es gab in der Stadt nicht weniger als 30.000 Prostituierte.