Humboldthain im Herbst
Die Bäume tragen Festtagsstaat,
der Wind zerzaust die goldnen Kronen.
Ich möchte in den Wipfeln wohnen,
wo's Eichhorn seine Bleibe hat.
Am Bunker balanciert ein Mann
auf einem Seil über den Himmel,
am Aussichtsturm herrscht viel Gewimmel
und alle feuern ihn laut an.
Auf einer Lichtung lässt ein Kind
den selbstgebauten Drachen steigen,
der kann uns Pirouetten zeigen
bei seinem wilden Tanz im Wind.
Der Rosengarten ist schon zu,
es leuchtet purpurn durch die Gitter.
In diesen Tagen naht kein Ritter,
Dornröschen hat nun seine Ruh.
Ich schlurfe durch das bunte Laub,
es raschelt unter meinen Füßen.
Ich will noch rasch die Toten grüßen,
die Urnen, angefüllt mit Staub.
(Bild: Thomas Wenzl, Humboldthain, "Diana mit Windhunden" von Walter Schott)
Halbe Frau - 25. Okt, 19:58
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