Silvester

1
Jan
2018

Silvester

Kein normaler Sonntag. Es ist Silvester 2017. Neues Jahr, neues Glück, so hoffen wir. Wie jedes Jahr. Auch wenn dem UNO-Generalsekretär nichts Gutes schwant.

Persönlich war 2017 für mich ganz angenehm, politisch war es erschreckend. Der Präsidentendarsteller Trump, der wie ein Elefant durch den Porzellanladen trampelt, G-20-Gipfel und Menschenjagd, eine Schurkenpartei in unseren Parlamenten, im Nachbarland ein Kind an der kurzen Leine der Nazis.

Aber nun erst mal genug Trübsal geblasen. Auf zu den Jungs, zur berüchtigten Absturztruppe, auf eine leckere Kartoffelsuppe, eine Flasche Sekt und zwei Tütchen. Wessen Smartphone macht die besten Fotos hoch überm Friedrichshain? Meins. Wer hat ein Herz aus purem Gold? Meine Freunde. Was war das schönste Geschenk heute? Eine von Phil genähte Umhängetasche aus dem Stoff, den ich aus Mitla mitgebracht habe. Darin fand ich die Zeitschrift "KreuzXQueer" mit einem Gedicht von mir und einer kleinen Biografie. Was bringt mir das neue Jahr? Das Tarot meint, dass die Zerrissenheit ein Ende hat, dass ich zu mir selbst finden werde und zu dir, mein Gott, zu dir.

Gern wäre ich noch geblieben, doch nun rasch nach Hause, damit ich noch vor Mitternacht bei Katerchen und Brüderchen bin. Sie denken vielleicht, es wäre Krieg draußen. Überall Grüppchen von Pyromanen, die auf Sektflaschen prächtige Raketen hochsteigen lassen. An der Straßenecke zwei junge Männer. Ich habe Angst und traue mich nicht vorbei. Aber nicht, weil sie wie "Nordafrikaner" aussehen, sondern weil sie einen Böller anzünden, der sich zum Glück als Rohrkrepierer entpuppt. Am S-Bahnhof endlich ein freies Taxi. Der Fahrer findet es zynisch, dass wir so viel Geld in die Luft ballern, während anderswo so viele Menschen hungern.

Gerade noch geschafft. Es ist Fünf vor Zwölf, hm. Schnell einen Piccolo aufgemacht, und Cheers! Katerchen und Brüderchen tragen das Ganze mit Fassung. Nur als ich die Balkontür öffne, um mir das Feuerwerk anzusehen, sind sie gleich verschwunden. Ebenso wie eine Krähe, die panisch über die Dächer davon flattert. Zugegeben, schön ist es schon, dieses Gewitter aus gleißenden Farben. Blütenzauber, Sternenregen und Kaskaden, die mit dem Fernsehturm um die Wette funkeln.

Hoffentlich wird es uns gelingen, die bösen Geister zu vertreiben. Es ist Neujahr 2018. Neues Jahr, neues Glück, so hoffen wir.
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