8
Jan
2013

Fazit

Als er die Rosi hat geschändet
mit etwas List und viel Gewalt,
hat sich das Blatt für sie gewendet,
sie wurde innerlich ganz kalt.

Hält zu den Männern lieber Abstand,
selbst wenn sie halb sind, so wie sie,
wird stumm und starr und pocht auf Anstand,
so zwingt sie keiner in die Knie.

Und kommt ein Ritter mal geritten,
dann hat er es bestimmt sehr schwer.
Er kann sie ruhig auf Knien bitten,
sie wirft ihr Herz nicht hinterher.

Ach, Ritter gibt’s eh nur im Märchen
und Dulcinea wunderschön
ward nie mit Don Quijot' ein Pärchen,
sie hat ihn nämlich nie gesehn.
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31
Dez
2012

Die Wende

Ein Herr in seinen besten Jahren,
mit grauen Schläfen, welterfahren,
ging ins Café der Philosophen,
um in das Neue Jahr zu schwofen.

Ein kleiner Tisch in einer Ecke
schien ihm geeignet zu dem Zwecke,
sich erst mal ruhig hinzusetzen,
sich an dem Treiben zu ergötzen.

Am Nachbartisch saß eine Runde,
wohl schon seit ziemlich früher Stunde,
er hörte sie Krimskoye ordern
und sich zu Wortduellen fordern.

An ihrer Seite eine Dame,
er hörte, Eva sei ihr Name,
sah ihre Augen, diese dunkeln,
wie schwarze Diamanten funkeln.

Bald bat er höflich sie zum Tanze
zu einer russischen Romanze.
Längst war der letzte Ton verklungen,
da tanzten sie noch eng umschlungen.

Nachts durch die Straßen, wie im Märchen,
schwebte auf Wolken unser Pärchen
fand unterwegs manch dunkle Orte,
erreichte endlich eine Pforte.

Sie traten ins Berliner Zimmer,
leerten ein Glas bei Kerzenschimmer,
bis sie sich in die Arme sanken,
um zu dem Kanapee zu wanken.

Er spürte ihre vollen Brüste
auf seiner Haut, als er sie küsste,
den schlanken Leib, die weichen Haare.
Weich auch ihr Mund, der wunderbare.

Sanft strich er über ihre Beine,
sie hatte Beine wie sonst Keine,
und seinen Händen wuchsen Flügel,
flogen hinauf zum Venushügel.

Da fühlte er unter den Fingern
ein Paar von diesen runden Dingern,
hielt in der Hand plötzlich was Hartes,
doch, wie er fand, was sehr Apartes!

So nahm das alte Jahr am Ende
eine ganz unverhoffte Wende.
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20
Dez
2012

Hamburg, meine Perle, mein Hafen

Was habe ich alles erlebt mit euch
in all den heißen, vergnügten,
berauschenden, seligen Nächten
in St. Pauli, St. Georg und Altona!

Verdammt lang her, lieber Ralf,
als wir uns beim Trampen trafen
und an der Raststätte in Siegburg
zusammen ein Pfeifchen rauchten.

Ralf, wo immer du auch wohntest,
deine Tür stand immer für mich offen.
Einmal ließ ich mein Herz liegen,
ihr schicktet es mir mit der Post.

You can get anything you want…
Ihr habt mich freundlich aufgenommen,
Ralf, Max, Willi, Mirtek, Knautsch.
Nicht zu vergessen der arme Tim.

Wir redeten uns die Köpfe heiß
über Allah, über die Weltrevolution,
über Voschersau, Dinges-Gierig
und Uli Faschlo. Vor allem du, W.P.!

Und mit dir, Max, im Lenz, trank ich
einen Feigling nach dem anderen,
drückte in der Musicbox La Paloma
und die illustren Gäste schunkelten.

Hamburg, meine Perle, mein Hafen.
Bei dir ging ich immer gerne an Land.
Denn auch, wenn ich Kummer hatte,
wart ihr, meine Freunde, für mich da.
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19
Dez
2012

Klassenunterschied

Als ich ihn sah, da war mir klar,
dass er ganz faszinierend war.
Er war so stolz, ich schmolz dahin,
doch hat dies alles keinen Sinn.
Trotz wilder Lust ist mir bewusst,
am Schluss, da bliebe uns nur Frust.

Wir würden ja beim Wiedersehn
auf zwei verschiednen Seiten stehn,
denn er läuft beim Gesellschaftsspiel
gewiss als Sieger durch das Ziel,
trägt seidne Hemden weiß wie Schnee,
derweilen ich in Lumpen geh.

Erschiene ihm bald halb und plump,
an seinem Bein als schwerer Klump.
Will lieber fein bescheiden sein,
lass mich mit meinesgleichen ein,
mach mir nicht länger einen Kopf
um meinen Kropf, ich armer Tropf.
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3
Nov
2012

Machtlos gegen die Staatsmacht

Heute bin ich Dritte Wahl,
Dritte Wahl ist hart wie Stahl,
deshalb ist es keine Qual,
wenn ich sechzehn Euro zahl.

Hab zum Tanzen freie Bahn,
Einer schwenkt die schwarze Fahn,
sehe schon in meinem Wahn
ihn bald untergehn, den Kahn.

Hey, jetzt spielen sie Free Hasch!
Hab noch bisschen in der Tasch,
roll ne Tüte, gar nicht lasch,
schon hat mich der Cop am Arsch.

"Mach den Scheißdreck aus, sofort!"
Ungehört verhallt mein Wort
des Protests an diesem Ort,
rauch still weiter am Abort.

Eilt der Cop herbei im Trab,
nimmt mir meine Tüte ab.
Die fünf Finger bleiben schlapp,
und ich denk mir bloß: ACAB!
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10
Okt
2012

Hunger

Ich stell das Küchenradio an,
da sitzen in der Tür zwei Mann.
Zwei Augenpaare, gelb und grün.
Gespitzte Ohren. Jägersinn.

Der Erste ist ein Herr im Frack.
Ein weißer Bart ziert seine Back.
Fünf Messer hält er in der Hand.
Die Zahl der Toten? Unbekannt.

Der Zweite hat verwegnen Charme,
gilt überall als Mädchenschwarm.
In weichen schwarzen Samt gehüllt
ist er des Satans Ebenbild.

Vor heißem Hunger kocht das Blut.
Jetzt täte uns ein Nachtmahl gut,
drum will ich diesen Herren nun
das Fleisch auf ihren Teller tun.

Die Auberginen, die sind mein,
auch schenke ich mir Rotwein ein.
Es schmausen friedlich Mensch und Tier
in ihrem heimischen Revier.
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9
Okt
2012

Katerchen und Brüderchen

Katerchen ist braver Mann,
auf den ich blind vertrauen kann.
Am Fenster hält er morgens Wacht,
auch neben dem PC bei Nacht.

Die Stubenfliege an der Wand
nimmt ihre Beine in die Hand,
ein Tatzenhieb, hinein ins Maul.
Gemaunzt, bis ich den Bauch ihm kraul.

Er ist schon ziemlich rund und schwer,
frisst gierig alle Näpfe leer.
Und stiehlt er noch mein Käsebrot,
dann leidet er nie Hungersnot.

Brüderchen ist ein wildes Kind,
fegt durch die Wohnung wie der Wind,
versteckt sich hinterm Blumentopf,
man sieht nur seinen schwarzen Schopf.

Er ruht auf Polstern warm und weich,
der Kratzbaum ist sein Königreich,
der Frotteeteppich auch vorm Klo,
der Rattansessel ebenso.

Er ist so lieb und so charmant,
reibt seinen Kopf an meiner Hand
und beißt mir zärtlich in den Zeh
am Abend auf dem Kanapee.
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7
Okt
2012

Backe, backe, Kuchen!

Heute gehe ich nicht aus.
Lieber bleibe ich zu Haus.
will im hellen Vollmondschein
eine Knusperhexe sein.

Werde zeigen, was ich kann.
Back mir den perfekten Mann!
Die Idee ist ganz famos.
So, die Zauberei geht los:

Binde mir ein Kopftuch um,
Kätzchen macht den Buckel krumm,
schließ die Tür vor Horch und Guck,
rufe nach dem kleinen Muck.

Der schafft mir geschwind herbei
wundervolles Allerlei.
Lirum, larum, Löffelstiel,
in den Napf kommt ziemlich viel:

Blaue Augen von James Dean,
braune Haut von Steve McQueen,
Nasenflügel von Pierre Brice,
Rorys Lippen hönigsüß.

Die Figur von 50 Cent,
die Frisur von Cary Grant,
Mut von Muhammed Ali
und von Einstein das Genie.

Etwas Schwermut von Klabund,
von Villon der freche Mund,
von Karl Valentin der Witz
und Nurejews Zehenspitz.

Von van Helsings Blut ein Schuss,
drüber Mozarts Zuckerguss.
Damit in den Ofen nun,
Satan wird das Seine tun!

Durch die dicke Küchenluft
zieht ein feiner Kuchenduft.
Hokus, Pokus, Fidibus,
werde mir ein Hochgenuss!

Aus dem Herd ertönt ein Schrei.
Hurtig eile ich herbei,
zieh ihn aus dem heißen Loch.
Ei, wie knackig ist er doch!

Rede mit ihm Schullatein,
beiß ihm in das Ohr hinein,
schleck an seinem Nougatherz
voller Lust und Abschiedsschmerz.

Übrig bleibt ein kleiner Rest.
Bring ihn zum Geburtstagsfest
morgen meiner Schwester mit,
die hat immer Appetit!
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Verlorenes Paradies

Halbe Frau

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