4
Aug
2013

Sommerhitze

Der Tag verglüht in Sommerhitze,
die Sonne scheint mir auf den Bauch.
Ich spüre keinen leisen Hauch.
wenn ich auf dem Balkon hier sitze.

Ich spucke die Melonenkerne
dem Wirt vom Voland auf den Kopf.
Verstummt sind Spatz und Wiedehopf,
nur Autos brausen in der Ferne.

Oh Petrus, schick uns ein paar Blitze!
Doch wenn der Donner faucht und grollt,
ruf ich: Das hab ich nicht gewollt!
Und sehne mich nach Sommerhitze.
693 mal gelesen

31
Jul
2013

Menschenaffen

Man weiß, dass der Mensch von den Affen abstammt,
und drum hat man uns in das Tierreich verdammt.
Es heißt, weil im Tier eine Bestie lebt,
sei's völlig unmöglich, dass der Mensch sich erhebt.

Und übte der Mensch seinen aufrechten Gang,
dann zog ihm die Ohren der Folterknecht lang.
Doch hat er wie die Jagdhunde Blut geleckt,
dann wurde ihm feierlich ein Orden angesteckt.

Es lebt in uns weiter unsre tierische Natur.
Ganz ohne Begehren, wo wären wir da nur?
Doch geleitet von unserem Menschenverstand
lässt vieles sich schaffen mit eigener Hand.

Vielleicht sind die Tiere ja klüger als wir,
zum Affen sich machen, das macht doch kein Tier.
Sie essen und ziehen die Kinderschar auf
und lassen der ewigen Welt ihren Lauf.
783 mal gelesen

25
Jul
2013

Kleiner Bruder

In der Nacht, als ich dich sah,
warst du mir sofort ganz nah
dort in Esso Sechsunddreißig.
Trugst ne Maske vorm Gesicht,
drum erkannte ich dich nicht,
doch ich merkte, du warst fleißig.

Las das Klogedicht voll Witz,
deine Ohren wurden spitz
und du fandest es gelungen.
Bügeltest zum Dank dafür
mir ein Stückchen Klopapier,
hast damit mein Herz bezwungen.

Kamst schon bald zu mir nach Haus,
mit der Ruhe war es aus
und es wackelten die Wände.
Trieb mich oft bei euch herum
zwischen Kunst und Bassgebrumm
auf dem Tachelesgelände.

Tanzen ging ich nicht allein,
kam in alle Läden rein,
weil die Türsteher dich kannten.
Und in Hamburg, voller Wut,
jagten wir die braune Brut,
als die Müllcontainer brannten.

Ach, wir haben manche Nacht
mit Gesprächen zugebracht
und auch Tränen sind geflossen.
Aßen Reis und sogar Schwein,
denn der Hunger trieb es rein,
trotzdem haben wir’s genossen.

Das war eine schöne Zeit!
Alle sahn uns nur zu zweit,
denn du warst mein kleiner Bruder.
Hat dich jemand schlecht gemacht,
habe ich ihn ausgelacht,
war ja selber mal ein Luder.
756 mal gelesen

16
Jul
2013

Illusion

Du glaubst, du wärest hilfreich, gut,
verfügtest über Edelmut,
du wärst gesegnet mit Talent,
das unter deinen Nägeln brennt?

Du suchst nach Gleichgesinnten gar,
nach einer frohen Dichterschar,
die auch das Spiel mit Worten liebt
und dir so manchen Ratschlag gibt?

Du denkst, ein Forum wäre fein,
um richtig inspiriert zu sein,
dort wären sie von deiner Art,
sensibel, zugewandt und zart?

Ach nein, mein Kind, da irrst du dich,
die Menschen sind oft fürchterlich,
sind eitel, herzlos und gemein,
bald würden sie dich niederschrein.

Ganz schnell geschieht’s, dass man verdirbt,
dass schließlich alle Lust erstirbt.
Geh lieber in dein Kämmerlein
und fröne deiner Kunst allein.
777 mal gelesen

30
Jun
2013

Des Dichters Geist

Des Dichters Geist ersinnt die tollsten Sachen
in dem Bestreben, dass es ihm gelingt,
dass Andre über seine Streiche lachen,
sein Unglück eine Trän ins Auge zwingt.

Des Dichters Geist, befreit aus dem Gefängnis
der bangen Zweifel und der Einsamkeit,
gerät in Freiheit oftmals in Bedrängnis
und findet sich verstrickt in manchen Streit.

Des Dichters Geist lässt sich nicht gern belehren,
erst recht nicht aus dem unberufnen Mund.
Drum wird wohl das Geschwür auf ewig schwären.

Drum gibt es zur Versöhnung keinen Grund.
Drum lässt des Dichters Herz sich nicht bekehren.
Vergiss es, denk ich mir. Ja, aber... und?
782 mal gelesen

29
Jun
2013

Zigaretten

Willst du mich noch einmal retten,
schick mir Geld und Zigaretten!
Dieser Spruch aus alter Zeit
gibt fürs Leben mir Geleit.
Leis dazu die Lunge piept,
laut der Atem keucht und fiept.

Schon in frühen Kindertagen
braucht ich nur das Männchen fragen,
ging vor Wut ich die Luft.
Aller Ärger war verpufft,
griff beherzt ich zur HB.
Alles ging von selbst, juchhe!

Später sah ich Western gerne,
trabte in die blaue Ferne,
jagte manchen Buffalo
mit dem Mann von Marlboro.
Dreist hat diese Leidenschaft
mir der Krebs dahin gerafft.

Ach, wie der Verlust mich quälte,
bis ich ein Camel mir wählte
vom Basar im Morgenland.
Durch den heißen Wüstensand
lief ich mit ihm meilenweit.
Das war eine schöne Zeit!

Heute bin ich bodenständig,
dreh die Kippen eigenhändig,
bin ein guter Demokrat
und verzeihe meinem Staat,
der das Rauchen mir verwehrt
in den Bars - und rauch am Herd.

Ja, mein Staat, der ist mir teuer,
zahle gerne Tabaksteuer.
Schleicht ein Terrorist umher,
zahl ich gern auch etwas mehr.
Wenn der Magen knurrt und faucht,
wird ne Kippe halt geraucht.

Und fällt auch die Welt in Scherben,
lass mir’s Rauchen nicht verderben.
Siehst du Gräber dort im Tal,
sind’s die Raucher von Reval.
Siehst du eins am andern Ort,
huste mir ein Abschiedswort!
921 mal gelesen

25
Mai
2013

Der höchste Gedanke

Unser Freigeist, er entspringt
doch dem höchsten der Gedanken.
Wenn auch manches uns misslingt,
wenn wir auch am Abgrund wanken,

wenn auch unsre Erde bebt,
wenn die bösen Mächte toben,
der Gedanke überlebt,
denn das Gute kommt von oben.
1006 mal gelesen

24
Mai
2013

Einem guten Atheisten

Für dich gibt’s kein höh’res Wesen,
magst nicht gern die Bibel lesen,
nicht auf die Ikonen starren,
nicht in Andacht still verharren.

Doch du kannst Gott nicht verwehren,
dass ihn deine Taten ehren.
Damit folgst du seiner Spur
und bist Teil seiner Natur.
835 mal gelesen
logo

Verlorenes Paradies

Halbe Frau

Inhalt

Verlorenes Paradies